Libido
Verfasst von: Redaktion
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Die Diskussion zu der genauen Definition der Libido findet noch immer statt. Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Überzeugungen und Meinungen in Bezug auf die Libido, wie beispielsweise auch die Interpretation als psychische Energie von Freud und Jung. In der heutigen Zeit wird Libido als das Maß, in dem eine Person Lust und Verlangen nach Sex hat und auf sexuelle Reize reagiert, verstanden. Aber so einfach ist das Ganze gar nicht.
Begierde & Erregung
Zu allererst ist es wichtig, zwischen sexueller Begierde und Erregung zu unterscheiden. Begierde ist die Lust auf Sex. Diese ist bei jedem Menschen unterschiedlich und es gibt keine objektive Norm einer normalen Libido.
Begierde entsteht in verschiedenen Teilen des Gehirns und wird stark positiv beeinflusst von den Neurotransmittern Dopamin. Dopamin wird wiederum positiv beeinflusst von Hormonen, wie Testosteron.
Erregung stammt von der Begierde, ist aber nicht dasselbe. Erregung ist der Prozess, wobei der Körper sich auf sexuelle Aktivität vorbereitet. Es wird vom unwillkürlichen Nervenstamm gesteuert, der dafür sorgt, dass Blut in die Geschlechtsorgane strömt – wodurch diese anschwellen – und das Herz sowie die glatten Muskelgewebe stimuliert werden. Der Nervenstamm wird wieder beeinflusst von sinnlichen Reizen wie Bilder, Gerüche oder Berührungen.
Die genauen, molekularen Prozesse sind bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich. Leider gibt es weniger Erkenntnisse zur weiblichen Libido. Hier gab es weniger Untersuchungen, obwohl dies komplexer ist, da auch der Menstruationszyklus eine Rolle spielt. Die Libido erreicht stets um die Ovulation einen Höhepunkt und nimmt nach der Geburt von Kindern und nach den Wechseljahren ab.
Um es noch etwas komplizierter zu machen, hängen Begierde und Erregung auch mit persönlichen Erwartungen, früheren Erfahrungen und sozialem Verhalten zusammen.
Eine niedrige Libido
Da heutzutage mehr über die Biologie der Libido bekannt ist, wird eine geringe Libido in der Medizin als eine Krankheit gesehen, die behandelt werden kann. Hiermit ist nicht jeder einverstanden, weil die Libido von Natur aus mit höherem Alter abnimmt. Bei Männern ist dies schon ab der Pubertät der Fall, bei Frauen ab einem Alter von Mitte dreißig.
Aber eine niedrige Libido kann auch andere Ursachen haben. Aufgrund der vielen Faktoren, die einen Einfluss haben, können auch jüngere und gesunde Menschen vorübergehend eine niedrige Libido erfahren. Dies kann allerlei Gründe haben, die psychisch, hormonell oder auch relational sein können.
Faktoren: psychisch, emotional und hormonell
– Psychisch: Die am häufigsten vorkommende psychischen Ursachen einer geringen Libido sind Stress, Persönlichkeitsstörungen und psychische Störungen, wie eine Depression.
– Emotional: Es gibt auch viele emotionale Ursachen für eine geringe Libido. Häufig können diese relational eingestuft werden. Einer der vielen Gründe kann beispielsweise ein Mangel an Erregung sein. Auch der Lebensstil kann die Libido beeinflussen. Denken Sie beispielsweise an Alkohol– oder Drogenkonsum oder zu wenig oder zu viel Sport.
– Hormonell: Testosteron ist das wichtigste Libido-Hormon, andere sind Serotonin, Oxytocin und Östrogen. Alles, was Einfluss auf die Hormone oder auf die Neurotransmitter hat, hat auch Einfluss auf die Libido. Körperliche Krankheiten, die die Libido negativ beeinflussen können, sind Hypothyreose, Gefäßkrankheiten und Diabetes. Probleme, wie Impotenz bei Männern und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr bei Frauen sind auch nicht förderlich für die Libido. Von verschiedenen Medikamenten ist bekannt, dass sie Libido-senkend wirken, wie Antidepressiva, Antipsychotika, Betablocker und Statine*. Operationen, bei denen die Eierstöcke oder die Gebärmutter entfernt werden, haben Einfluss auf die Hormonabgabe und somit auch auf die Libido.
Behandlung
Eine niedrige Libido kann weitgehende Folgen haben, sicher auch für Beziehungen. Sex ist auch eine Art und Weise, Intimität zu erfahren. Daraufhin können Beziehungsprobleme wieder Einfluss haben auf die psychische Gesundheit.
In der Medizin gab es in letzter Zeit viele Untersuchungen nach einem Medikament, das eine niedrige Libido behandelt. Bei Männern hat eine Testosteronerhöhung einen positiven Effekt auf die Libido. Allerdings werden Testosterontherapien nicht einfach so empfohlen, weil es nicht genügend Kenntnisse zu den Effekten und der langfristigen Sicherheit gibt**.
Testosterontherapie wurde vor kurzem auch bei Frauen getestet. Die Forschungsergebnisse waren jedoch enttäuschend, die Therapie hatte wenig bis keinen Effekt. Im August 2015 hat die amerikanische FDA ein neues Medikament für Frauen genehmigt, Flibanserin. Es wirkt durch eine Erhöhung des Dopaminspiegels im Gehirn. Allerdings treten leider auch Nebenwirkungen auf, wie Übelkeit, Schwindel und Müdigkeit. Die Frage ist, ob das relativ beschränkte Maß an Verbesserung des Sexlebens gegen diese Nebenwirkungen aufwiegt. Das Medikament ist noch stets ein Diskussionsthema und weitere Forschungen werden benötigt. Es wird in der medizinischen Gemeinschaft nicht vollständig angesehen.
Es wird auch von bestimmter Nahrung und Nahrungsergänzungsmitteln behauptet, dass sie die Libido erhöhen können. Kein Forschungsbeweis kann jedoch diese These unterstützten. Allerdings kommt dies auch daher, dass in diesem Gebiet so gut wie keine Untersuchungen stattgefunden haben.
Leider gibt es also keine eindeutige, sichere und allgemein erhältliche Behandlung zur Erhöhung der Libido. Für die meisten Menschen, bei denen es keine medizinische Ursache für die niedrige Libido gibt, richtet sich die Behandlung auf den Lebensstil (Mäßigen des Alkoholkonsums und genügend Bewegung) und die Beziehung (Therapie), um die Libido zu erhöhen.
Verkriechen Sie sich nicht! Konsultieren Sie Ihren Arzt, falls Sie Rat brauchen.
*Es ist wichtig zu bemerken, dass diese Medikamente für die Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden, wie bei Herzkrankheiten und Depressionen, die von sich selbst schon einen Libido-senkenden Effekt haben, wodurch das Problem verstärkt werden kann. Andere Medikamente (für verschiedene Krankheiten), von denen bekannt ist, dass sie Libido-senkend wirken, sind: Opioide, Finasterid, Spironolacton, Metoclopramid und Ketoconazol.
**Siehe den vorherigen Artikel zu Testosteronmangel.