GLP-1: mehr als ein körpereigener Appetitzügler

Die Funktion von GLP-1

GLP-1 hemmt den Appetit und wird daher oft mit Gewichtsverlust in Verbindung gebracht. Doch das Hormon kann mehr. Beispielsweise kann bei Typ-2-Diabetes ein GLP-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1RA) eingesetzt werden, um die Insulinproduktion zu fördern und die Glukagonproduktion zu unterdrücken. Das trägt zur Regulierung des Blutzuckerspiegels bei. Ein GLP-1RA hat die gleiche Wirkung wie das körpereigene GLP-1. GLP-1 signalisiert dem Gehirn: Sättigung erreicht, Weiteressen unnötig. Es ist also im Grunde ein natürlicher Appetitzügler. Untersuchungen ergaben, dass GLP-1 die Darmfunktion, das Herz und das Gehirn beeinflusst. 

Was bewirkt die zusätzliche Verabreichung von GLP-1?

GLP-1 ist nicht nur ein Mittel zur Appetitregulierung. Es hilft auch bei:  

1. Diabetes: GLP-1 senkt den Blutzuckerspiegel und beeinflusst die Hungersignale an das Gehirn. Der Mensch ist länger gesättigt und der Magen leert sich langsamer. Die Folge kann ein Gewichtsverlust sein.  
2. Übergewicht oder Adipositas (Fettleibigkeit): Einige Studien deuten darauf hin, dass man mit GLP-1 auch ohne Lebensstiländerungen abnehmen kann. Vermutet wird, dass es den Heißhunger (engl. food cravings) über das Gehirn dämpft. Der Gewichtsverlust bleibt jedoch minimal. Daher wird nicht empfohlen, allein mit diesem Medikament abzunehmen. Für die beste Wirkung sind immer auch Lebensstiländerungen nötig. 
3. Herzleiden: Untersuchungen ergaben, dass GLP-1-Medikamente möglicherweise das Risiko von Herzkrankheiten senken. Dies hängt mit dem Gewichtsverlust zusammen, der mit diesen Arzneimitteln erreicht wird. (Übergewicht erhöht das Herz-Kreislauf-Risiko.) 
4. Nierenerkrankungen: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass GLP-1 den Prozess des chronischen Nierenversagens verlangsamt und das Risiko eines Nierenversagens senkt.  
5. Krankheiten des Nervensystems: GLP-1 hat möglicherweise eine schützende Funktion im Gehirn. Vermutet wird, dass es das Risiko von Entzündungen verringert, die mit der Entwicklung von Alzheimer, MS, Schizophrenie und Epilepsie in Verbindung gebracht werden. Die Forschung in diesem Bereich steht noch am Anfang. Um klare Schlüsse zu ziehen, sind weitere Studien nötig. 
6. Blutdruckabweichungen: Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass GLP-1 den Blutdruck senkt. 

Offensichtlich wirkt GLP-1 nicht nur auf den Appetit oder Hunger, sondern schützt auch verschiedene Organe, unabhängig davon, ob es zu Gewichtsverlust führt. Treten bei Ihnen eine oder mehrere der obigen Beschwerden auf? Sprechen Sie dann mit einem Arzt oder einer Ärztin über die Vor- und Nachteile von GLP-1RA in Ihrer persönlichen Situation.  

Wichtig bei der Anwendung von GLP-1RA

Denken Sie über die Anwendung eines GLP-1RA nach? Informieren Sie sich dann gründlich über dieses Medikament und alle Vor- und Nachteile. Beachten Sie unter anderem: 

• Mit GLP-1RA verspüren Sie weniger Hunger oder fühlen sich schneller satt. Achten Sie darauf, weiterhin ausreichend gesunde Nährstoffe aufzunehmen. Die braucht der Körper auch beim Abnehmen. Eine Ernährungsberatung kann Ihnen helfen, Ihre Ziele verantwortungsvoll zu erreichen. 
• GLP-1RA werden oft durch Injektion verabreicht. Fällt es Ihnen schwer, sich selbst eine Spritze zu setzen? Dann besprechen Sie dies mit einem Arzt oder einer Ärztin. Diese können Ihnen helfen, das Medikament sicher zu injizieren, oder die Injektion für Sie übernehmen.  
• Es gibt GLP-1RA mit unterschiedlichen Zusammensetzungen. Manche wirken schnell, andere erst nach einigen Wochen. Möglicherweise müssen Sie Ihre Erwartungen anpassen.  
• Wenn Sie das Arzneimittel absetzen, können frühere Beschwerden zurückkehren, wie Hunger, Gewichtszunahme oder Bluthochdruck.  
• Bei Diabetes und in einigen Fällen auch bei Adipositas ist eine lebenslange Anwendung nötig. Wenn Sie Zweifel haben, ob dies das Richtige für Sie ist, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.  

GLP-1RA sind keine gewöhnlichen Arzneimittel. Auch sind sie nur auf Rezept erhältlich. Dokteronline arbeitet mit Ärzten zusammen, die immer die persönliche Situation betrachten und bewerten. Ist ein GLP-1RA nicht die beste Option? Suchen Sie dann mit einem unserer kooperierenden Ärzte eine andere Behandlungsmethode.  

Wann sind GLP-1RA nicht empfehlenswert und welche Nebenwirkungen sind möglich?

Wie alle Medikamente haben auch GLP-1RA Nebenwirkungen und werden in manchen Situationen nicht empfohlen. GLP-1RA eignen sich nicht für jeden Fall von Übergewicht, Adipositas oder Diabetes. Das Mittel sollte nicht verwendet werden:  

• bei einer zurückliegenden Bauchspeicheldrüsenentzündung; 
• bei medullärem Schilddrüsenkrebs (auch in der Vorgeschichte sowie in der Verwandtschaft); 
• bei multipler endokriner Neoplasie (MEN, auch in der Vorgeschichte sowie in der Verwandtschaft); 
• in der Stillzeit; 
• in der Schwangerschaft oder bei einem Kinderwunsch; 
• bei Darmkrankheiten, beispielsweise einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED, auch IBD); 
• bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegenüber GLP-1. 

Trifft eine oder mehrere dieser Situationen auf Sie zu? Besprechen Sie in diesem Fall immer mit Ihrem Hausarzt oder behandelnden Arzt, ob GLP-1RA eingesetzt werden dürfen.  

Die Nebenwirkungen dieses Arzneimittels betreffen hauptsächlich den Darm und den Magen. Entsprechend können folgende Beschwerden auftreten: 

• Übelkeit 
• Erbrechen 
• Durchfall 
• Verstopfung 
• Kopfschmerzen 

Diese unangenehmen, aber relativ leichten Nebenwirkungen treten häufig bei Behandlungsbeginn auf und klingen später ab. Auch können gesunde Ess- und Trinkgewohnheiten Linderung verschaffen. Stellen Sie eine oder mehrere dieser Nebenwirkungen bei sich fest? Fragen Sie dann Ihren Arzt um Rat.  

Schlussfolgerung

GLP-1 wird bei Diabetikern und Menschen mit Adipositas eingesetzt und hat sich bei diesen Gruppen nachweislich bewährt. Das Hormon zügelt nicht nur den Appetit, es wirkt sich offenbar auch positiv auf verschiedene Prozesse und Organe im Körper aus. Weitere Untersuchungen werden bessere Erkenntnisse über die breite Anwendbarkeit von GLP-1RA liefern. Die Wirkung des Medikaments ist von Person zu Person unterschiedlich. Was bei Ihnen wirkt, muss bei jemand anderem nicht funktionieren. Besprechen Sie Ihre Situation mit einem unserer kooperierenden Ärzte und entwickeln Sie gemeinsam Ihren persönlichen Behandlungsplan.